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Ausstellungen: 2014, Türkei/Istanbul - 2019, Deutschland/Heilbronn
Das vierjährige Projekt des Fotografen Burak Bulut, "Ayaküstü" (frei übersetzt "In Eile"), spürt den bizarren Begegnungen im Alltag von Istanbul nach. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die spontanen Auftritte von Ballerinas an verschiedenen markanten städtischen Orten. Das Projekt schafft eine unerwartete Konvergenz zwischen Ballett - einer raffinierten westlichen Aufführungskunst, die traditionell auf Innenräume beschränkt ist - und der rauen, lebendigen Textur der Istanbuler Straßen. Bei diesem Zusammentreffen werden Begriffe wie Stadt und Bühne, Stadt und Zuschauer miteinander verwoben und die Wahrnehmung von Ort und Zeit in der Stadt in Frage gestellt.
In dieser Performance-Fotoserie tauchen Ballerinen als aufrüttelnder Aufschrei im Gefüge von Istanbul auf. Der Schwerpunkt des Projekts liegt jedoch nicht auf den Ballerinen selbst, sondern vielmehr auf den Äußerungen der Bewohner Istanbuls, die diese außergewöhnlichen Momente miterleben. Der Spiegel, der der Stadt für einen Moment vorgehalten wird, findet seine Bedeutung in dem Erstaunen, der Neugier und der Nonchalance, die sich in den Gesichtern der Menschen zeigen. Mit ihrer Eleganz vor dem Hintergrund der sich ständig wandelnden historischen Orte der Metropole schaffen die Ballerinen eine absichtliche Distanz zwischen der Straße und den Passanten. Sie drücken ein Gefühl der Entfremdung aus und erinnern uns gleichzeitig an die variable und vergängliche Seele der Istanbuler Straßen mit all ihrem Rhythmus, ihren Gesten, ihrer Ikonografie und ihren Klängen.
Wenn die Ballerinen von den traditionellen Bühnen in die Straßen, U-Bahnen, Bahnhöfe, Geschäfte und Gassen treten, infiltrieren sie das Gewöhnliche; was normalerweise im unerbittlichen Fluss der Stadt verschmilzt und unsichtbar wird, wird sichtbar, wenn auch nur für einen flüchtigen Moment.